Donnerstag, 17. Januar 2008

Es ist nass. Es ist kalt.



Das ist eine scheiß Kombination.

Doch diese Stadt ist so wunderbar wundervoll. Da kann man auch schon mal über das Wetter hinweg sehen.
Heute war ich nach der Arbeit gleich um die Ecke des Verlages einkaufen. An der Kasse fragte mich der Mann an der Kasse ob ich aus Polen kommen würde, was vermutlich daran liegt, dass ich ständig Buchstaben und Worte verschlucke, was zeitweise sehr hart und holperig klingen mag.
Ich erzählte ihm, dass ich aus Deutschland komme und darauf hin auf antwortete er auch etwas holperig, aber auf deutsch: Sie sind eine sehr schöne Frau. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.
Vermutlich sind das die einzigen Sätze auf deutsch die er beherrscht, aber das ist mir egal- das geht runter wie Öl.
In den letzten drei Wochen habe ich so viele Komplimente bekommen, wie in meinem ganzen Leben noch nicht. Daran kann man sich problemlos gewöhnen.

Nachdem meine erste Woche im Praktikum sehr ruhig war, habe ich in dieser Woche erste eigene Projekte zugeteilt bekommen. Momentan arbeite ich an einer Postkarte, die gleichzeitig auch ein Eventkalender fürs Quartal ist. Es bringt Spaß und man lernt die Leute immer besser kennen.
Mittags gehe ich hin und wieder mit der anderen Praktikantin etwas essen. In der Umgebung gibt es einige Salatbars, die zwar teuer aber sehr gut sind.
Gutes Essen ist hier im Allgemeinen unbezahlbar und es wundert mich gar nicht, warum in diesem Land so viele Menschen fett sind. Alles wird in riesigen Portionen angeboten und nichts macht satt.
Milchprodukte, die für mich als Vegetarier unverzichtbar sind, kosten noch mehr als frisches Obst und Gemüse. Halbwegs guten und bezahlbaren Käse habe ich in den umliegenden Supermärkten noch nicht gefunden. So wie so haben die hier nur Labberkäse, wie Cheddar und Morzarella. Natürlich ist die riesige Auswahl an Schalblettenkäse nicht zu missachten Wer will das auf Labberbrot essen???
Ich dachte nicht, dass ich jemals so einen Jieper auf Vollkornbrot haben werde– und das schon nach weniger als drei Wochen in Amerika.
Naiv habe ich nach dem „dunklen“ Brot im Regal gegriffen, was nach richtig leckererem Graubrot aussah– wie schon gesagt: Naiv!!!
Genau das Gleiche wie normales Toast, scheinbar nur eingefärbt. Andere Backwaren wie Brötchen schmecken wie aufgetaute TK-Brötchen vor dem Backen und sie haben auch die gleiche Konsistenz.

Vor einiger Zeit, lange bevor meine Reise auch nur annähernd geplant war, habe ich eine Reportage über New York gelesen. Am Ende des Artikels war eine List die hieß: XX Dinge woran sie merken, dass sie ein richtiger New Yorker sind.
Ganz weit vorn stand, dass man sich mit den Kakalaken in der eigenen Wohnung angefreundet hat.
Vor einigen Tagen erklärte mir Naz warum sie mein Brot in de Kühlschrank gelegt hat und ich dachte ich sterbe. Ich kann mit vielen Dingen Leben, aber ich möchte keiner Kakalake in der Küche und auch sonst nirgendwo über den Weg laufen.
Von da an stockte mir der Atem, bei allem was ich hörte. Unser Haus ist sehr hellhörig und der Müllschlucker- ja ein richtiger Müllschlucker- ist nicht weit von unser Haustür entfernt. Jedes mal begann mein Herz zu rasen wenn ich die Küche gehen musste und ich war jedes Mal sehr schnell wieder draußen.
Einige Tage später packte sie dann meine Cornflakes auf den Kühlschrank. Ich wunderte mich, denn ich wusste nicht das Kakalaken Zip-Beutel öffnen können.
Doch Naz hatte mittlerweile herausgefunden, dass wir keine Kakalaken sondern Mäuse in der Küche haben. Diese Information beruhigte mich sehr!!!
Sie legte Gift aus und schwups- am nächsten Morgen lag die erste Maus mausetot auf dem Boden.

Als ich heute zu Hause ankam war meine Zimmertür abgeschlossen. Ich war mir sicher sie nicht mal zu gezogen zu haben.
Naz hatte mir den Schlüssel gegeben, er hängt mit an meinem Schlüsselbund.
Ich habe ihn bis heute nicht benutzt und auch nicht einmal getestet.
Ich dachte mir, dass Naz sie verschlossen hatte, da heute die Handwerker da waren, weil die Mieter in der Wohnung über uns einen Rohrbruch hatten und es in unserem Bad regnete.
Ich versuchte die Tür zu öffnen, doch zu meiner Schande bekam ich es nicht hin.
Ich hoffte auf einen Trick oder etwas Ähnliches und rief Naz an, die gleich auf mich einredete um es mir alles zu erklären. Es war wie ich es mir gedacht habe, doch leider wusste sie auch nicht, was mit der Tür los war.
Sie riet mir zum Hausverwalter zu gehen, der auch hier im Haus wohnt.
WIE PEINLICH!
Ich muss zum Hausverwalter um meine Zimmertür zu öffnen!!!
Er, über 2 m groß, milkafabend, Anfang 30 und so gut wie unbekleidet öffnet mir strahlend die Tür und hört sich mein Problem an und sagt, dass er gleich da sein würde.
Ich wartete nicht lange in der Wohnung, er hatte sich ein T-shit angezogen ( das nicht zur Boxershorts passte, die alles war was er sonst anhatte) und „zum Glück“ schaffte er es auch nicht, die Tür zu öffnen.
Ich wäre auch gestorben, wenn es Klick gemacht hätte und die Tür auf gegangen wäre, sobald er den Schlüssel in die Hand nahm.
Er überlegte kurz und entschloss sich dann über die Zimmerwand zu klettern.
Mein Zimmer ist nachträglich vom Wohnzimmer abgetrennt worden und die Wand wurde nur bis ca. 15-20cm unter die Decke gezogen.
Junior, so sein Name, ist wirklich nicht dick aber etwas muskulös. Und 15-20 cm sind auch für einen magersüchtigen schon fast schwierig.
Er quälte sich die Wand hoch, nicht ohne ein paar Schaufensterpuppen von den Regalen zu reißen und quetschte sich durch den Spalt zwischen Wand und Decke. Mit dem einen Bein hing er noch auf der einen Seite und mit dem anderen erreichte er schon fast den Boden im Zimmer und schon machte es Klick– und die Tür ging auf...

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