Samstag, 9. Februar 2008

Eine andere Kultur

Obwohl ich gestern sehr viel Spaß mit Naz hatte, habe ich mich diese Woche sehr über sie geärgert.
Annika wollte mich besuchen kommen und ich fragte Naz, was sie von Übernachtungsgästen halten würde. Sie sagte, dass sie es nicht wollen würde und tat so als ob sie sich 24 Stunden um meinen Gast kümmern müsse. Ihre Entscheidung schien fest zu stehen und da es ihre Wohnung ist konnte ich ja auch nicht viel machen.
Zwei Tage später sprach sie mich noch einmal darauf an und meinte, dass wir uns ja vielleicht „ entgegen kommen“ könnten. Diese Entgegenkommen bedeutet pro Gast $25/ Nacht zu bezahlen.
KLAR! Das ist günstiger als ein Hostel oder ähnliches, aber: HALLOOOOOOOOO???
Sie würde in MEINEM Zimmer schlafen, für das ICH bereits bezahle!

Gestern hatten wir die Gelegenheit uns etwas mehr zu unterhalten, da wir viel zu früh im Eisstadion waren. Es ging um Famile und Tradition.
Vor einiger Zeit hatte sie mir erzählt, dass ihre Schwester bald nach New York kommen würde, da sie einen Mann geheiratet hat, der hier lebt und den sie keine 6 Monate kannte. Die Hochzeit wurde arrangiert, genauso wie die Hochzeiten ihrer andern 10 Geschwister.
Schon länger fragte ich mich, warum sie nicht verheiratet ist, warum sie alleine in New York lebt, ein eigenständiges, emanzipiertes Leben führt, obwohl ihre Kultur und ihre Familie so konservativ ist.
Zwar soll ich nicht erzählen, dass wir zusammen wohnen, da sie, besonders den Männern, den Eindruck vermitteln will, dass sie noch bei ihrer Familie lebt ( Mit 36!!!) und über ihr Auto behauptet sie auch, dass es ihrem Cousin gehören würde, dennoch führt sie ein ganz anderes Leben als der Rest ihrer Familie.
Auch sie kam vor 10 Jahren nach Amerika, weil sie einen pakistanischen Mann geheiratet hat, der hier lebt. Auch sie wurde von ihrer Familie verheiratet. Zwei Familien hatten diese Hochzeit zwischen ihren Kindern, die sich kaum kannten, arrangiert.
Nach 6 Monaten trennte sie sich, nach 18 Monaten lies sie sich scheiden.
Sie erzählte, dass die arrangierten Ehen viel weniger häufig geschieden werden. Doch die Frage ist: warum? Weil das Leben einer Frau zerstört ist, wenn sie geschieden ist? Weil sie keiner mehr will? Weil die Familie eine Scheidung nicht akzeptiert?

Naz war genauso neugierig auf meine Art zu leben, wie ich auf ihre. Sie fragte mich ob meine Familie es akzeptieren würde, dass ich einen Freund habe, ohne ihn zu heiraten.
Innerlich habe ich laut gelacht, bei dem Gedanken daran, dass ich meiner Mutter erzähle, dass ich jetzt, mit 22(!) heiraten werde und auch noch einen Mann, den ich noch kein Jahr kenne.
Beide Punkte, die bei uns zu großen Protesten führen würden, würden in Naz’ Kultur die besten Voraussetzungen sein.

Mittlerweile sind ihre Eltern der Meinung, dass Sie heiraten soll, wen sie will und nicht zu lange warten soll, das sie in deren Augen mit 36 schon SEHR alt ist und sie angst haben, dass sie keinen Mann mehr abbekommt.

Natürlich war mir klar, dass es auf der Welt noch immer viele, sehr viele arrangierte Hochzeiten gibt, aber diese Vorstellung ist so fern und so fremd!

1 Kommentar:

Wiebke hat gesagt…

Fremd und fern finde ich sehr milde ausgedrückt.Ich würde sagen unvorstellbar dann lieber ins Kloster